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Potsdam, die Schöne mit Vergangenheit

Man kann sich dieser besonderen Stadt von vielen Seiten nähern. Sie kommt einem mal französisch („französisches Viertel“, frankophiler Preußenkönig Friedrich II)vor, mal holländisch im Holländerviertel oder auch italienisch um die Nikolaikirche mit ihrer Petersdom inspirierten Kuppel und gleich nebenan durch das Barberini-Museum mit seiner Impressionisten-Sammlung – die Verwandtschaft mit dem römischen Barberini ist nicht zu übersehen. Und dann diese Einbettung in die Fluß- und Seenlandschaft (an einigen Stellen venezianisch) mit Ihren vielen idyllischen Hainen, Promenaden … nicht nur an der seenverbindenden Havel entlang.

Da gibt es aber auch einiges Preußisches und anderes Historisches bis in unsere Fast-Noch-Gegenwart:

In einem der zahlreichen Preußenschlösser um diese Seenlandschaft herum, dem Schloß Cecilienhof am Jungfernsee, fand vor jetzt 77 Jahren die Potsdam-Konferenz statt. Da wurde die Welt, besonders aber Mittel- und Osteuropa in Machtsphären aufgeteilt, die in ihrer Wirkung meine Generation entweder traumatisiert, mindestens aber nachhaltig geprägt hat.

Ich bin aus Nordost, von Berlin-Wannsee, angekommen und über die Glienicker Brücke nach Potsdam gefahren. Diese Brücke hat es historisch in sich. Die Glienicker Brücke, 300 Jahre alt, verbindet die alte Hauptstadt Preussens mit der Hauptstadt der Bundesrepublik.

Sie verbindet also die Hauptstadt des Bundeslandes Brandenburg mit der Bundeshauptstadt und sie trennte (als Brücke?) 40 Jahre lang das bundesrepublikanische Westberlin vom DDR-Potsdam.

Diese Brücke war auch politisch hochspannende Schnittstelle während des Kalten Kriegs. Dort wurden sowjetische Agenten gegen Spione und andere bedeutende Gefangene aus dem Warschauer Pakt ausgetauscht (man nannte das „prisoner swap“). Ein solcher prisoner swap wird gerade hochaktuell zwischen den USA und der russischen Föderation verhandelt (Britney Griner, in Rußland wegen „Schmuggels von 1g Cannabis“zu 9 Jahren verurteilt im Austausch gegen den Waffenhändler Wiktor Bout und Paul Whelan gegen Tiergartenmörder Wadim Krassikow – honni soit qui mal y pense –).

Der Steven Spielberg-Film“Bridge of Spies“zeichnet mit Tom Hanks in der Rolle des amerikanischen

Diese Brücke war auch politisch hochspannende Schnittstelle während des Kalten Kriegs. Dort wurden sowjetische Agenten gegen Spione und andere bedeutende Gefangene aus dem Warschauer Pakt ausgetauscht (man nannte das „prisoner swap“). Ein solcher prisoner swap wird gerade hochaktuell zwischen den USA und der russischen Föderation verhandelt (Britney Griner, in Rußland wegen „Schmuggels von 1g Cannabis“zu 9 Jahren verurteilt im Austausch gegen den Waffenhändler Wiktor Bout und Paul Whelan gegen Tiergartenmörder Wadim Krassikow – honni soit qui mal y pense –).

Der Steven Spielberg-Film“Bridge of Spies“zeichnet mit Tom Hanks in der Rolle des amerikanischen Unterhändlers und mit einigen bekannten deutschen Darstellern den Tausch eines in den USA festgesetzten sowjetischen Spions gegen den in Rußland gefangenen Gary Powers nach. Powers war der Pilot der U.S.Air Force Spionagemaschine Lockheed U2, aus der er im Auftrag der CIA bestimmte Ziele in der UdSSR fotografierte. Die Russen holten die Maschine und Powers 1960 mit einer neu entwickelten Abfangrakete vom Himmel. Powers konnte sich mit Fallschirm in einer Höhe von 10.000 m retten, wurde gefangen genommen und zu 10 Jahren Haft verurteilt. Der prisoner swap an der Glienicker Brücke wurde erst zwei Jahre nach Powers Inhaftierung möglich.

Neben vielen anderen historisch bedeutenden, auch kulturhistorischen Plätzen und Monumenten Potsdams ist Schloß Cecilienhof prominent, weil es hier quasi kaltkriegerisch sehr gut zur Glienicker Brücke und ihrer Geschichte paßt.

In Cecilienhof konferierte vor mehr als 75 Jahren das Führungspersonal der Siegermächte UdSSR, der USA und des Vereinigten Königreiches vom 17.Juli bis 02.August 1945. Berlin wäre wohl der adäquatere Ort für diese so bedeutende, viele Millionen Menschenexistenzen total verändernde Konferenz gewesen. Berlin war aber völlig zerstört und man einigte sich auf das in der sowjetisch besetzten Zone liegende, weniger zerstörte, einladend in der Wasserwelt Brandenburgs gelegene Potsdam mit seiner Vielzahl an Idyllen.

Gastgeber im Schloß Cecilienhof war also der Staatsverbrecher Stalin. Im Video sieht man auf dem Plakat („Die Alliierten haben die Achsenmächte besiegt“) neben den Länderflaggen der Konferenzmächte auch die Flagge der Republik China. Die Volksrepublik China wurde erst in 1949 gegründet. Die Flagge der Republik China wird heute noch gehißt – in Taiwan. Das ist noch eine andere, unglaublich fesselnde Geschichte …
Natürlich gibt es in dieser Stadt noch viel mehr Schönes und auch Erstaunliches zu sehen und zu bewundern.

Es ist nicht nur die Stadt fast noch aktueller Geschichte, sondern auch die Stadt und Residenz Friedrichs des Zweiten, des Großen, des dauernd kriegführenden Preußenkönigs, der, sehr gebildet, sogar musisch begabt war und auch gern philosophierte u.a.mit Voltaire, mit dem der „Alte Fritz“befreundet war, mit dem er einen in Buchform erhältlichen Briefwechsel führte und den er in Potsdam zum Kammerherrn mit fürstlichem Gehalt und freier Kost und Logis erhob.

Friedrich war Bauherr vieler Gebäude, Paläste, des Potsdamer Brandenburger Tors und vor allem des Sanssouci Parks und Grand Palais Sanssouci, wohin er sich gern zurückzog, um „sans soucis“, frei von Sorgen seiner Philosophie, seinen europäischen Freundschaften (Voltaire, Fürst Orsini und vielen mehr …) und seiner Musik nachgehen konnte. Seine Flötenkonzerte sind sicher Bach-orientiert … hier ein wenig aus dem Allegro-Satz aus Friedrichs Flötenkonzert in G-Dur.

In diesem 14-Min.-Video habe ich meine Fotos, auch Luftbilder und Sequenzen zusammengebaut, um etwas von meinem bezaubernden Erlebnis in Potsdam weiterzugeben.

Ich werde sicher den nächsten Besuch in Brandenburg nutzen, um mehr Schönes in und um Potsdam zu entdecken … auch das Museum Barberini werde ich wieder besuchen. Es hat sich jedesmal gelohnt.

5 Kommentare

  • Brigitta Marg-Schöne

    Texte, Bilder, Video….eine gelungene Zusammenstellung des ganz besonderen Potsdam, das ja viel mehr umfasst als eben die Stadt. Nicht zu zu vergessen die wunder bar passenden Musiken. Danke vielmals lieber Axel, für deinen Reise-Erlebnisbericht .Seit 1984 bin fast jedes Jahr mit Winfried in Berlin gewesen bei Schitthelms. Und ein Muss war immer mindestens einmal Potsdam und Umgebung. Mit Begeisterung,
    aber auch Wehmut habe ich deine Bilder angeschaut und dabei vieles wieder aus der Erinnerung vorholen können. Den Park um Sanssouci zu.B. kenne ich fast auswendig, in jeder Jahreszeit. Ein Muss für uns war immer der Genuss der einmaligen Himbeertorte im Café Mövenpick, unterhalb des Schlosses gelegen.(Gibt es immer noch) Und dann die hinreißende Seenlandschaft mit Babelsberg und der Glienicker Brücke. Dein Film gibt dieses Ensemble so wunderschön wider. Ich werde ihn immer mal wieder anschauen. Und mich erinnern…
    Ich fände es gut, wenn er in Arte gezeigt werden könnte.
    Danke nochmals. Herzlichst Gitta

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