Warum muß Russland diesen Krieg verlieren?
… weil (die*)Ukraine um ihr staatliches Überleben und die materielle Basis ihres Bestands kämpfen muss und … um Russland vor sich selbst zu retten.
Eine Analyse (von SecDev**, veröffentlicht in der Washington Post) beschreibt die Rohstoffvorkommen des Landes.
Diese befinden sich allerdings zum grossen Teil vor allem im Osten des Landes, also dem Donbas und entlang der Küsten des Schwarzen Meers, Gebiete, die Russland seit 2014 annektiert hat und die somit unter russischer Kontrolle sind.
(**) Die SecDev Group ist eine kanadische Beratungsfirma für digitale Risiken und Belastbarkeit.Die Gruppe war zuvor an der Cambridge University unter dem Namen Advanced Network Research Group tätig.SecDev konzentriert sich auf die Schnittstelle von Geopolitik und digitaler Transformation und verwendet fortschrittliche Datenfusions- und sozialwissenschaftliche Methoden, um Online- und Offline-Bedrohungen abzubilden und vorherzusagen.
SecDev listet Energievorkommen, Metalle und Mineralien Ukraines im Wert von mindestens 12,4 Billionen Dollar. Diese Zahl macht fast die Hälfte des Dollarwerts der 2.209 von SecDev untersuchten Lagerstätten aus.
Mehr Zahlen: Neben 63 Prozent der Kohlevorkommen des Landes hat Moskau bereits vor der Invasion mit der hybriden Besetzung des Donbas und der Krim-Annexion 11 Prozent der Erdölvorkommen, 20 Prozent der Erdgasvorkommen, 42 Prozent der Metalle und 33 Prozent der Vorkommen seltener Erden und anderer wichtiger Mineralien wie Lithium beschlagnahmt.
Hinzu kommen Gebiete der „Schwarzen Erde“, des landwirtschaftlichen Vermögens des Landes.
Seit dem Beginn der Invasion hat der Kreml seinen Besitzstand weiter ausgebaut:
Nach Angaben von SecDev und ukrainischer Führungskräfte der Bergbau- und Stahlindustrie hat der Kreml 41 Kohlefelder, 27 Erdgaslagerstätten, 14 Propanlagerstätten, neun Ölfelder, sechs Eisenerzlagerstätten und zwei Titanlagerstätten, zwei Zirkoniumerzlagerstätten, eine Strontiumlagerstätte, eine Lithiumlagerstätte, eine Uranlagerstätte, eine Goldlagerstätte und einen großen Kalksteinbruch, der früher für die ukrainische Stahlproduktion genutzt wurde beschlagnahmt.
Die Situation ist allerdings für die Ukraine bereits jetzt durch die russische Beschlagnahmung wichtiger ukrainischer Häfen und eine weitgehende Blockade des Schwarzen Meeres noch weitaus schlimmer. Einige Analysten halten die verlorenen Seetransitrouten für bedeutender als die verlorenen Mineralien- u.Erzvorkommen – insbesondere Kohle, trotz ihres derzeitigen Wertes -, da andere Länder auf umweltfreundlichere Energie umsteigen.
… (Die*) Ukraine hätte nicht nur einen Großteil ihres Territoriums und ihrer Ressourcen verloren, sondern wäre auch ständig einem erneuten Angriff Russlands ausgesetzt“, sagte Jacob Kirkegaard, Mitarbeiter des Peterson Institute for International Economics in Washington. „Niemand, der bei klarem Verstand ist, ein privates Unternehmen, würde in den Rest der Ukraine investieren, wenn der Konflikt eingefroren wird.
Nun die Frage, adressiert besonders an die intelligenten, friedensbewegten Intellektuellen bei Demos, in offenen Briefen oder in den Medien: was kann Ukraine in einer Friedensverhandlung anderes anbieten als die Aufgabe ihrer Gebiete, ihrer Rohstoffe, also der materiellen Grundlage ihrer Staatlichkeit?
Und was kann Europa von einem so „befriedeten“ und zu weiteren Eroberungen dieser Art motivierten Russland erwarten?
Friedensapelle – wie zuletzt das“Manifest für Frieden“- sind bestenfalls naiv und, falls sie politisch wirken, gefährlich.
„Wenn es um Frieden geht, würde ich auch mit dem Teufel verhandeln“. Franz Alt hält den Teufel wohl für verhandlungsbereit …
Cave canem!
* Der vorausgehende bestimmte Artikel „ die “ statt einfach Ukraine ist Symptom für die späte Wahrnehmung dieses Gebiets als eigenständiger und souveräner Staat.
Wir sagen/schreiben ja auch nicht „das“Deutschland, „das“Frankreich“ oder „das“Norwegen …