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Das deutsche Fliegerass, das „Out of Combat“* verstand und respektierte

Ergebnis einer Recherche – als Alternative zum in USA heftig debattierten Kriegsrechtsbruch, dem „Second Strike“**durch den amerikanischen Kriegs-/Verteidigungsminister/Secretary of Defense Pete Hegseth und den exekutierenden Admiral Bradley – Hegseths „Kill Everybody“-Drogenschlagbefehl und die Pflicht zur Verweigerung (durch Hadley und durch seine Soldaten), die nicht stattfand.

(*) „Außer Gefecht“, (**) Der erste Angriff, bei dem zwei Überlebende zurückblieben, und der Folgeangriff (second strike), bei dem diese getötet wurden (außergerichtliche Tötungen, Verstoß gegen das Völkerrecht).

Und eine Geschichte, die mich sehr stark bewegt.      
Nach Michael D.Sellers per Substack(*), heute, am 05.Dezember 2025

Die folgende Geschichte ist wahr.
Sie fiel Michael auf, als er nach historischen Geschichten recherchierte, die für den „Second Strike“-Kriegsrechtsbruch durch Hegseth/Bradley relevant sind.
Die Quellen hat er gelistet.

An einem eiskalten Dezembermorgen im Jahr 1943 befand sich der junge amerikanische Pilot Charlie Brown in 20.000 Fuß Höhe über Deutschland und flog ein Flugzeug, das nur noch ein Schatten seiner selbst war.
Seine B-17 mit dem Namen „Ye Olde Pub” war von Flakgeschossen getroffen und von Kampfflugzeugen zerfetzt worden.
Die Nase war aufgerissen.
Die Motoren stotterten.
Der Rumpf sah aus, als hätte ein Tier daran genagt.
Gefrorenes Blut auf dem Heckgeschütz und der Schütze, tot – gerade eben noch aus der Highschool.
Der erst 21-jährige Brown kämpfte mit einer Hand darum, den Bomber in der Luft zu halten; die andere war durch Granatsplitter taub und unbrauchbar geworden. Seine Besatzung – diejenigen, die noch am Leben waren – drifteten in und aus dem Bewusstsein, tief versunken in der schrecklichen Stille, die auf Gewalt folgt. Sie waren keine Kämpfer mehr. Sie überlebten aus purer Willenskraft.
Und dann sah Brown es:
eine Messerschmitt Bf 109, die sich neben seinem Flügel in Formation schob.
Der deutsche Jäger hätte sie mit einem einzigen Schussstoß vernichten können. Brown bereitete sich darauf vor. Alle taten es.

Aber der Angriff kam nie.

Der deutsche Pilot – Franz Stigler.
Einen „Abschuss vom Ritterkreuz“ –
Er hielt sich mit dem Feuern zurück.
Er näherte sich mit seinem Jäger so weit, dass Brown sein Gesicht sehen konnte: ruhig, konzentriert, unverkennbar menschlich.
Stigler war an diesem Morgen ein professioneller Killer gewesen. Er hatte bereits einen anderen Bomber abgeschossen. Er war darauf trainiert, Verwundete zu erledigen, alles auszulöschen, was noch nach Hause humpelte, um erneut zu kämpfen.
Indes, was er im Inneren der B-17 sah, war kein Ziel.
Es war ein Massaker, das darauf wartete, zu geschehen.
Blutende Jungen.
Bewusstlose Flieger.
Ein toter Heckschütze, der regungslos im kalten Wind hing.
Später sagte Stigler:
„Sie zu erschießen wäre Mord gewesen. Sie waren eindeutig kampfunfähig.“
Er dachte an etwas, das ihm sein Kommandant Gustav Rödel einmal gesagt hatte:
„Wenn ich jemals sehe, dass du einen Mann mit Fallschirm erschießt, werde ich dich selbst erschießen.“
Es gab Regeln. Keine geschriebenen, nicht immer befolgte – aber Regeln der Ehre, die selbst in Hitlers Luftwaffe in den Seelen bestimmter Männer weiterlebten.
Anstatt den Bomber abzuschießen, flog Stigler neben ihm her, schirmte ihn ab und winkte Brown weiter. Als deutsche Kanoniere an der Küste begannen, das beschädigte Flugzeug zu verfolgen, manövrierte Stigler bewusst, um deutlich zu machen, dass die B-17 seine Eskorte war.
Er führte den Bomber bis zur Nordsee – weit genug, damit Brown sich nach England schleppen konnte.
Dann, als der Meereswind über die Flügel strömte, tat Stigler etwas, das Brown nie vergessen würde:
Er salutierte.
Ein klarer, formeller Salut – von Pilot zu Pilot, von Mann zu Mann.
Und dann entfernte sich der Deutsche und verschwand im grauen Winterhimmel.
Die Suche
Jahrzehntelang erzählte Brown niemandem davon. Die Geschichte klang wie ein Mythos, und er ging davon aus, dass niemand sie glauben würde. Aber er konnte nicht aufhören, an den Deutschen zu denken, der ihn verschont hatte – den Fremden, der in sein Cockpit geblickt und nicht einen Feind, sondern einen Menschen gesehen hatte.
Ende der 1970er Jahre begann Brown mit der Suche. Er schrieb Briefe, kontaktierte Veteranenorganisationen, veröffentlichte Anfragen. Nichts. Es gab keine Aufzeichnungen über einen deutschen Jäger, der einen amerikanischen Bomber eskortiert hatte.
Einige vermuteten, er habe sich das eingebildet – Sauerstoffmangel, Trauma, die Verwirrung des Kampfes.
Aber Brown wusste, was er gesehen hatte. Und er suchte weiter.
Dann, im Jahr 1990, erhielt er endlich eine Antwort.
Ein ehemaliger Luftwaffenpilot, der in Kanada lebte, hatte Browns Anfrage gelesen und sich gemeldet.
Sein Name war Franz Stigler.
Das Wiedersehen
Brown rief ihn an. Seine Stimme zitterte.
„Ich glaube, Sie waren derjenige, der mir das Leben gerettet hat“, sagte er.
Es folgte eine lange Pause. Dann antwortete Stigler leise:
„Sie waren die B-17 mit dem sterbenden Heckschützen.“
Er erinnerte sich an jedes Detail.
Einige Wochen später trafen sie sich persönlich. Beide waren inzwischen alte Männer – beide Großväter, beide mit dem Gewicht des Krieges in ihren Augen. Sie umarmten sich wie Familienmitglieder.
Stigler gestand, dass er nie jemandem davon erzählt hatte, nicht einmal seiner Frau. Im nationalsozialistischen Deutschland hätte die Verschonung eines Feindes die Hinrichtung bedeuten können.
Er trug diese Erinnerung 47 Jahre lang allein mit sich.
Brown stellte ihn seinen Freunden als „den Mann, der mir das Leben gerettet hat“ vor.
Stigler sagte nur:
„Er war noch ein Junge.“
Für den Rest ihres Lebens waren sie unzertrennlich – sie hielten Vorträge an Schulen, reisten zusammen und zeigten, dass selbst in einem Krieg, der auf Entmenschlichung beruhte, ein Mann sich für Mitgefühl entschieden hatte.
Charlie Brown starb 2008.
Franz Stigler folgte ihm acht Monate später, als wolle er die Verbindung, die sich in jenem eisigen Himmel gebildet hatte, nicht überleben.

Michael D.Sellers, vormals CIA, u.a.in der UdSSR, auf substack, einem seriösen Netzwerk, auf dem auch Historiker wie Timothy Snyder, Neil Ferguson, Timothy Ash, Ivan Krastev, Yaanis Varoufakis und auch Jessica Berlin (vor ein paar Wochen im Presseclub), Gary Kasparov, Anne Applebaum, Carl Bildt, regelmäßig kommunizieren. Michael verdanken wir auch die Dokumentation über Trumps UdSSR-Ausflüge ab den 1980ern.