• Musik ist mein Vitamin

    In diesem März wurde ich damit auch kineastisch besonders verwöhnt. Im Kino Koralle bei uns in Volksdorf war es „Bolero“;  … der Versuch eines Biopics. Das Entstehen der symphonischen Dichtung „Bolero“(**) bildet den Plexus dieser filmischen Lebensbeschreibung. Das Leben Maurice Ravels, dieses „französischsten aller französischen Komponisten“, wird hier mit seinem meist gespielten und – wie Ravel selbst prognostiziert – „einzig populären“ Werk beschaulich, impressionistisch, immer einfühlsam und unterhaltsam erklärt. Die Landschaft, in der Ravel geboren und die meiste Zeit seines Lebens verbracht hat – Saint-Jean-de Luz, zwischen Bayonne und San Sebastian gelegen – regt mit ihrer Farbigkeit und Idylle zum Träumen und zum Hören an.  Die Fiktion eines Bolero-Dirigats durch ihn…

  • Europa ist mir wichtig

    Margit hat mir zum Geburtstag Peter Sloterdijks aktuelles Buch geschenkt: Der Kontinent ohne Eigenschaften. Ein Buch zu Europa, mit Untertitel ‚Lesezeichen im Buch Europa‘. Der konservative Sloterdijk beeindruckt mit Textkreationen und Wortschöpfungen, die die Lektüre antreiben. Vor allem ist es aber Sloterdijks kritische ‚Europa-Philie'(Europhilie würde wohl nicht so gemeinte Übersetzungen ergeben), die er auch mit Macron teilt und die motivieren. Man hört und liest, Macron und Sloterdijk unterhalten sich gern und – das kann ich vermuten – regen sich auch ‚europäisch‘ an. Macron hat das Collège de France besucht, wo Sloterdijk einige seiner Vorlesungen zu Europa gehalten hat. Peter Neumanns Rezension der Sammlung in Die Zeit 04/12/24: „Dem Kontinent spricht…

  • Anmerkungen zur Munich Security Conference im Februar 2025

    Nein, das soll nicht Hitler mit Trump, auch Putin nicht mit Stalin vergleichen.  … jedenfalls nicht direkt. Dieses verklitterte Buchtitel-Foto soll auf die neue Lage Europas alarmieren, mit der wir für den Fall rechnen mussten, dass Trump tatsächlich erneut zum POTUS (President of the United States) gewählt wird.   Gut auch, dass wir gerade jetzt in München die Munich Security Conference (MSC) ausrichten. Dazu passt ein anderes Münchner Ereignis. Es ist das „Münchner Abkommen“ von vor fast 87 Jahren. Timothy Snyder, der Yale-Historiker und Autor von BLOODLANDS, hat an dieser MSC teilgenommen. Er hat sich dort auch zu Wort gemeldet. In seinem Subtrack-Konto meldet er sich regelmäßig und hat auch…

  • The Empire is doomed

    … gemeint ist nicht  das galaktische … gemeint ist das russische Imperium. Der Osteuropa-Historiker Martin Schulze Wessel schrieb ein Jahr nach Russlands Angriff auf die Ukraine in Der Fluch des Imperiums über den Weg – ab dem jetzigen Jahrhundert – eher Irrweg, den die russische Geschichte, als selbstbestimmte Erbschaft des petrinischen Vermächtnisses, genommen hat, „ein Komplex von imperialen und nationalistischen Vorstellungen, eine seit Peter I.verfolgte Großmachtpolitik“ (Schulze Wessel), während sich an den Westgrenzen Russlands eine postimperiale, auch postnationale, eher kooperative Politik entwickelte. Die Europäische Union – immer noch unfertiges, manchmal nur wohlmeinendes, demokratisch verfasstes Konstrukt, immerhin schon ziemlich real – entstand, motiviert von denjenigen Weisen Europas, die den Wahnsinn 1945…

  • Inspirationen in Görlitz im November

    Warum ich über Görlitz berichte? Hier verknotet sich für mich einiges, das sowohl mit meiner Herkunft wie auch mit meinem europäischen Patriotismus zu tun hat. Schon seit langem wollte ich diesen Ort in der Niederlausitz im östlichen Sachsen besuchen. Durch ein notwendiges Treffen mit einem Geschäftsfreund in Warschau ergab sich die Gelegenheit. Statt direkt über Frankfurt a.d.Oder, buchte ich die Zugverbindung über Görlitz in der Lausitz. Görlitz liegt an der Neisse – an der Lausitzer Neisse.  Es gibt auch eine Glatzer Neiße. Diese war während des Zweiten Weltkrieges zwischen den Alliierten zeitweilig als künftiger Grenzfluss zwischen Polen und Deutschland im Gespräch. Dies hätte den Verbleib eines großen Teils Schlesiens einschließlich …

  • Geschichte endet nicht …

    … aber sie hat irgendwann begonnen. Geschichte begann mutmaßlich schon vor Verschriftung (Johann Christoph „Jan“ Assmann) … und endete nicht mit Francis Fukuyamas Ende der Geschichte – mit dem Ende der Sowjetunion. Charles Krauthammer, ein Neocon, ergänzte „Nachdem wir alle politischen Systeme ausprobiert haben, schließen wir dieses (zweite) Jahrtausend mit der Gewissheit ab, daß wir die beste Form in der liberalen, pluralistischen, kapitalistischen Demokratie gefunden haben.“ (Fukuyama in a nutshell).Timothy Snyder, auch er Historiker, Lehrer an der HARVARD Universität: „Geschichte kann uns helfen, Halt zu finden. Nicht, weil wir jemals wissen könnten, was als Nächstes passiert. Sondern weil die Geschichte einige beständige Muster des menschlichen Lebens vertraut machen kann.“ Noch…

  • Die schönste Nation ist die Resignation

    Eigentlich soll Nestroy gesagt haben: „Die edelste unter allen Nationen ist die Resignation„. Und Die Presse (Wiens Tageszeitung) meint zu solchen Sprüchen – und zitiert ähnlich Geistreiches von Grillparzer und Schnitzler – :  „Irgendwann im Laufe der Zeit wird zur Nebensache, wer was zu wem und in welchem Zusammenhang gesagt hat.“Das macht mich froh. Ich kann also diesen mir häufig einfallenden Satz ohne mehr Kontexterklärung und in dieser eher nüchternen Form benutzen.Das Denken dieses Satzes tröstet mich.  (Mit Walter Ludins“Hoffnung schadet der Resignation„sollte man eher nicht ergänzen: .) Die erste Teilergebnis-Nachricht am 06.November habe ich morgens um halbsieben gelesen. Da konnte man schon extrapolieren … es wurde danach ja immer schlimmer…

  • Kritik an Israels Kriegsführung ist weder antisemitisch, noch antizionistisch.

    1.Kritik ist eine zentrale Form der Kommunikation. Der Rückgriff auf den Ursprung des altgriechischen Begriffs „kritikē“ –„krínein“ meint wörtlich ‚unterscheiden, trennen‘. Egal, ob aktiv (selbst kritisieren) oder passiv (erleiden) -Kritik fordert Selbstdenken. Es ist auch die philosophische Errungenschaft der Aufklärung (Locke, Hume, Kant). Die Aufklärung hat unser Leben in Freiheit möglich gemacht. Selbstdenken ist mentaler Kraftstoff. 2. Krieg gibt es nicht ohne Kollateralschäden (unbewaffnete Zivilisten, im „friendly fire“fallende Soldaten).Verteidigungskriege(*) sind völkerrechtlich gedeckt, Aggressionskriege sind, völkerrechtlich sanktioniert, Verbrechen.N.O.-Festlegung seit 1946: der Angriffskrieg ist ein„Verbrechen gegen den Frieden“und völkerrechtlich eine Strafnorm. (*) Wenn Verteidigungskriege Angriffskriege voraussetzen, „braucht“man für den Frieden die Angriffskriege“nur“ abzuschaffen. Angriffskriege sind ebenso obsolet wie Imperien und Imperialismus. Meine…

  • Nazis gewinnen Wahlen in Deutschland – was schreiben unsere europäischen Mitdemokraten?

    “ … und das in einem Land, Thüringen, das berüchtigt ist für die erste Unterstützung einer lokalen Regierung durch die Nazis, bereits 1924, also vor genau einem Jahrhundert.“ La Repubblica, Italien, die selber mit den Fratelli d’Italia klarkommen müssen … „A dark day for Germany is a dark day for Europe’: liberals react to far right success in German state election.“ The Guardian „Die Superpopulisten von AfD und BSW, der One-Woman-Show der Sahra Wagenknecht, würden (…) gemeinsam fast eine absolute Mehrheit erreichen. Ein Bündnis wäre eine Horrorshow zwischen Putin-Sympathisanten und Verfechtern einer antiwestlichen Strömung, in der sich Antiamerikanismus und Ressentiments gegen EU und Nato vermengen. Demokratiepolitisch sym­bolisiert diese Wahl ein…

  • Das Gelobte Land, eine Utopie

    Was hat Gaza mit Antisemitismus, mit Antizionismus zu tun … und was mit Genozid … und mit unseren Waffenlieferungen an Israel? Vorallem:Wie kann der 100-jährige Konflikt beendet werden? Und wer kann verhandeln? Wer hat die Statur? Wer hat den Mut, die notwendigen Kompromisse mit der eigenen Gemeinschaft und mit den Nachbarn auszuhandeln? Welche Rollen spielen Yahya Sinwar (jetzt Supremo der Hamas) … und Marwan Barghouti (PLO, seit 2005 im Gefängnis)? Und kann man, soll man … mit Terroristen verhandeln? Die Geschichte bietet genug Beispiele für Konflikte, die nur mit den Tätern gelöst werden konnten. Die Täter sind auf beiden Seiten zu finden. Und nicht nur im „Gelobten Land“ … Dort können…