Sackgasse oder Purgatorium?
… wie die Feindseligkeit Palästinas und Israels zur Todfeindschaft wurde … und warum die beiden zur Koexistenz finden müssen, um nicht zusammen in der Hölle zu landen.
Horrible Relativity
Seit Anfang des Monats will ich den Blog schreiben, darüber, was mich weiter besonders beschäftigt. Es kommen dazu nicht nur täglich, sondern ununterbrochen Nachrichten zu Themen, die uns hier im noch friedlichen (?) Europa ausserdem beunruhigen.
Nein, das „friedlichen“ stimmt seit dem 24.Februar 2022 auch nicht mehr: seit jenem Tag habe ich mir angewöhnt, (die)Ukraine als Teil Europas als bedroht mitzudenken und mitzufühlen.
Aber, bis in den Dezember des gerade zuendegegangenen Jahres hinein war der Krieg in der Levante (enger lokalisiert als der ‚Nahe Osten‘), also die Küstenregionen, die das Mittelmeer im Osten begrenzen, Top 1.
Inzwischen sind andere Themen Top 1.
Den BBC News/Service beschäftigen zum Beispiel seit ein paar Tagen in der stündlichen News-Sendung zuerst Duke/Duchess of Wales und Duchess Catherines abdominal surgery – best wishes for recovery, your Highness!
Bedrängend offenkundig aber verschlimmert sich die Situation besonders für die Gaza-Bewohner immer weiter. Die Zahl der Toten nähert sich inzwischen der 30.000er-Schwelle … und 1/2 sind Kinder, 1/3 Frauen …
Tote in Israel? Meistens Soldaten.
Diese Unverhältnismäßigkeit ist für die meisten Israelis, Amerikaner, Europäer weiterhin kollateral. Immerhin ist sie für die Amerikaner ein Problem.
Dan Perry (Associated Press u.a.) schrieb vorige Woche in einem Gastbeitrag in der Jerusalem Post (Jpost) : „Es hätte eine klügere Reaktion gegeben als Gaza wenige Tage nach dem Massaker mit ballernden Kanonen, rumpelnden Panzern und bombenabwerfenden Flugzeugen anzugreifen. Ich hätte stattdessen die Welt über das Pogrom informiert, eine globale Koalition gegen die Hamas und den Iran gebildet und für die Wiederherstellung einer wiedererstarkten Palästinensischen Autonomiebehörde in Gaza gekämpft.
Ich hätte sofort auf Frieden mit Saudi-Arabien gedrängt, den Gazastreifen endgültig blockiert und über die Freilassung der Geiseln verhandelt.
Mit dem Angriff hätte man noch einige Monate warten können. Die Invasion, als sie stattfand, war ein monumentales Geschenk an den Iran, der offensichtlich auf genau die Situation gehofft hat, die heute entstanden ist. Für die globale Dschihad-Bewegung hätte es kaum besser laufen können; vielleicht hätte der Iran sogar lieber noch mehr Opfer im Gazastreifen.“
Am vergangenen Sonntag (14.01.) schimpfte CNN-Fareed Zakaria (ein bekennender meinungsstarker Demokrat) über diese ‚Kollateralschäden‘ und belegte diese Beobachtung mit Zahlen und Vergleichen, daß es einem kalt über den Rücken läuft …https://www.washingtonpost.com/opinions/2024/01/12/israel-gaza-hamas-genocide-netanyahu-response/
… es sind bisher
70% der 439.000 Wohnungen/Häuser in Gaza zerstört (Wallstreet Journal); von den 36 Hospitälern Gazas sind noch drei funktionsfähig – fatal für die Überlebenden; 2/3 der Schulen sind zerstört oder schwer beschädigt, ebenso Kirchen und 100 Moscheen‘.
Die Associated Press berichtet, daß „Israel in zwei Monaten in Gaza mehr zerstört hat als die Schlacht in Aleppo oder die Zerstörung von Mariupol … und daß seit dem Siebten Oktober bis Dezember in Gaza mehr Zivilisten getötet wurden als während der dreijährigen Kampagne der USA mit ihren Bündnispartnern gegen den IS‚ im Nahen Osten.”
Ein für uns hier „persönlich“schhlimmer Vergleich: „Die israelische Kampagne übertrifft proportional die Zerstörungen der alliierten Bombenangriffe auf Deutschland im Zweiten Weltkrieg“ und ist, wie Robert Pape von der University of Chicago feststellt, eine der intensivsten zivilen Bestrafungskampagnen der Geschichte.
Gaza im Dezember 2023
Diese Zerstörungsbilanz – Beleg für eine verdammenswerte ‚Effizienz‘ – fällt wohl auch der außergewöhnlich starken Menschendichte in Gaza wegen so verheerend aus.
Die aktuell von Südafrika (deren korrupter Präsident Ramaphosa und Nachfolger des noch korrupteren Jacob Zuma … das ist eine eigene Geschichte wert) gegen Israel angestrengte Genozid-Anklage ist dennoch mehr Politik als Jura.
Denn völkerrechtlich – so wie in 1944 von Raphael Lemkin formuliert und von der U.N.General Assembly in der Convention on the Prevention and Punishment of the Crime of Genocide kodifiziert 1948 verabschiedet – setzt die Anwendung dieses Rechtsbegriffs eine Absicht der Auslöschung einer Gemeinschaft voraus (die zahlenmäßige Größe einer solchen Gemeinschaft ist absichtlich nicht definiert). Es geht Israel bei der Reaktion auf die Gaza-Aggression durch die Hamas weder erklärtermaßen, noch durch üble Flüche insbesondere der extremen Rechtsausleger und Ultraorthodoxen (wie die Haredin, weniger die Mizrahim …) belegbar, um Absicht, sondern um Verteidigung und Wiederherstellung der Sicherheit des Staates und seiner Gemeinschaften.
Hier bei uns in Europa gibt es auch jede Menge Menschen geringer oder nicht so geringer Bildung, die aus Ihrem Herzen keine Mördergrube machen und dann am liebsten die ganze Sippschaft – welche auch immer – auslöschen wollen.
Da passen dann auch ganze Gemeinschaften, religiös oder ethnisch, rein. Flüche als Absichten und wenn man nur könnte … gottlob kann man nicht.
Das unerträgliche Leiden, daß in Gaza die jeweils noch Überlebenden täglich ertragen müssen, ist der Nährboden für Traumata und für die Erzeugung von Terroristen. Stetig ’nachwachsend‘ und das ‘nachhaltig’.
Da es dort auch immer weniger Alte gibt, mag ich mir nicht vorstellen, was aus den überlebenden Jungen und jungen Männern wird, denen kein Lebenserfahrener erklären kann, wie an einer besseren Zukunft gearbeitet werden kann, ohne Bürger anderer Gemeinschaften zu massakrieren.
Wie sich so eine ‚Terror-Nachhaltigkeit‘ auswirkt, erleben wir gerade am Roten Meer, wo Huthi-Rebellen u.a.den Welthandel bedrohen. Die Huthis sind Kämpfer seit sie als perspektivlose Heranwachsende – seit etwa 2004 – das Töten gelernt haben und vielleicht noch Suren und Hadithe … inzwischen mit immer moderneren Waffen.
Sie haben nichts anderes gelernt.
Wie soll es weitergehen?
Die Entwicklung in der Levante kann als eine Kurve dargestellt werden; eine Kurve, die ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat, und ich möchte hoffen, den Scheitelpunkt.
Kommentare, Blogs aus der Region, auch von gebildeten Arabern dokumentieren schwindende Hoffnung.
Am 16.Februar 2021 schrieben Hussein Agha(*) und Ahmad Sami Khalidi in
FOREIGN AFFAIRS
A Palestinian Reckoning – Time for a New Beginning
https://www.foreignaffairs.com/articles/middle-east/2021-02-16/palestinian-reckoning
„Der offizielle arabisch-israelische Konflikt ist beendet. In den vergangenen Monaten haben Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Sudan und Marokko ihre Beziehungen zu Israel normalisiert. Oman ist möglicherweise auf dem Weg dorthin, und Saudi-Arabien hat große Schritte in diese Richtung unternommen. Andere arabische Regierungen unterhalten wichtige, wenn auch diskrete Beziehungen zu Israel, und weitere Schritte in Richtung Normalisierung scheinen nur eine Frage der Zeit zu sein. Ägypten und Jordanien leben seit Jahrzehnten in Frieden mit Israel.“
Das war eine positive Entwicklung – Nicht jedoch für die Palästinenser … meinten damals schon diese beiden palästinensischen Politikwissenschaftler, Autoren – individuell und gemeinsam – diverser Bücher zum Thema und auf der Seite Palästinas Verhandler mit Israel.
„ …Tempo und Ausmaß dieses Wandels haben die gemeinsame arabische Position untergraben, die in der arabischen Friedensinitiative von 2002 zum Ausdruck kam. Anstatt auf ‚Land für Frieden‘ zu bestehen und normalisierte Beziehungen nur im Gegenzug für einen vollständigen israelischen Rückzug auf die Linien von 1967 anzubieten, haben die arabischen Regierungen ihren eigenen Interessen den Vorrang gegeben: für Marokko die Anerkennung seiner Kontrolle über die Westsahara durch die USA, für den Sudan die Aufhebung der US-Sanktionen und für die VAE den Zugang zu modernen US-Waffen.“
(*) Hussein Agha und Ahmad Sami Khalidi, Senior Associate of Oxford University’s St.Antony’s College und im Oslo-II-Verhandlungsteam (09/1993).
Jetzt – im Dezember 2023 – klagt derselbe Hussein Agha im Gespräch mit David Remnick (The New Yorker, am 14.Januar 2024, THE PRICE OF NETANYAHU’S AMBITION):
„Fünfundfünfzig Jahre lang habe ich mich bemüht…, und jetzt gipfelt es in einem Akt der Brutalität – Akte der Brutalität auf beiden Seiten. Alles umsonst.
Es hat nichts gebracht.„
„Die Palästinenser sind seit wenigstens hundert Jahren Opfer von brutaler Gewalt und hatten am 07.Oktober (Achtung: das ist das Zitat!) die Chance zu zeigen, dass sie es schaffen können.
Wichtig: fast kein Palästinenser hat dagegen aufbegehrt – mit Ausnahme einiger NGOs, die vom Westen finanziert werden. Selbst Mahmoud Abbas, der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde –‚ nimmt nicht klar Position gegen diesen Terrorakt. (… immerhin‘Terrorakt‘)
Dieser ‚Akt‘ und seine Billigung der Mehrheit der Palästinenser hat seine Wurzel in der palästinensischen Psyche.
Sie grenzt an das Biblische (ja, die Bibel bietet in der Tat jede Menge Grausamkeiten).
Der ‚Akt‘ hat nichts mit Politik oder der Interaktion zwischen den beiden Völkern zu tun. Es ist Rache. Sie entspringt einer Fehde, die seit Jahrzehnten, ja sogar Jahrhunderten schwelt.“
Und weiter: “…selbst in den Ruinen von Gaza – inmitten all des Leids, des Todes, der Zerstörung und der Entwurzelung – werden viele Yahya Sinwar (**) als Ikone des bewaffneten Widerstands für die palästinensische nationale Sache verehren.
[Das Gemälde hier unten wurde von einer israelischen Künstlerin geschaffen und hängt seit einigen Tagen in Israel vor einer Kaserne. Die Maus auf Sinwars linker Schulter ist ein Hinweis auf Sinwars Aufenhalt in einem Tunnel.]
Daneben ein Foto Sinwars.
(**)Yahya Sinwar, Führer der Hamas. Derjenige der Führer, der als einziger nicht außerhalb Gazas wohnt. Er lebt in und befiehlt aus einem der Tunnel heraus, umgeben vom Schutzwall der israelischen Geiseln.
Dieser Terrorist Sinwar wird bereits als Ikone des bewaffneten Widerstands für die palästinensische nationale Sache verehrt. Diese Inkarnation des Hasses verbietet eine Romantisierung zum Freiheitskämpfer.
Das wichtigste Ergebnis Sinwars Kriegs wurde in der Nacht des 7. Oktober erreicht. Der Rest ist Rache. Die IDF kann die Hamas nicht töten. Sie ist überall.‘
Fawaz Gerges,
LSE, über die Hamas:
https://www.youtube.com/watch?v=MPsawcZo3aA&pp=ygUMZmF3YXogZ2VyZ2Vz
Politiker, Kolumnisten, Medien und Politikanalysten können ihre Sprache auch auf der palästinensischen Seite während dieser exzessiven Gewalt immer weniger abrüsten. Sie giessen mit jedem Tag mehr Öl ins Feuer. Aljazeera-Chefanalyst Marwan Bishara fasst jetzt zusammen:
„Israels industrielles Abschlachten ohne Pausen und die landesweite Unterdrückung der Palästinenser in Vergeltung der grausamen Aggression der Hamas am 7. Oktober sind kriminell und auch sehr dumm. Israel hat in den letzten 75 Jahren versucht, mit dem Schwert zu leben, aber es hat mehr und unverändert Unsicherheit, Schande und Wut gesät. Es ist in der Tat ‚dumm (Einstein zitierend), immer wieder dieselbe Strategie zu wiederholen und andere Ergebnisse zu erwarten‘.
Wenn Israel den Palästinensern weiterhin ein Leben und eine Zukunft verweigert wird, dann wird auch Israel am Ende kein lebenswertes Leben und keine lebenswerte Zukunft in dieser arabischen Region haben können.“
Leider logisch.
Vor wenigen Tagen – auf den Hinweis von Fareed Zakarias auf ein im Januar mit dem saudischen Geheimdienstchef geführtes Interview – bestätigte Fawaz Gerges, London School of Economics, daß Saudi-Arabien eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel herbeiführen wird, aber erst, wenn der Krieg beendet und Palästina eine echte, eigene, souveräne Staatlichkeit erhält, also im Ergebnis eine Zweistaaten-Lösung auf Basis der Gebietsaufteilung vor dem Sechstagekrieg in 1967, wobei die Frage nach einer ‚Brücke’ zwischen Gaza und Westjordanland noch beantwortet werden muß – ich denke an die Teilung West- und Ost-Pakistans. Ost-Pakistan ist seit 1971 Bangladesh).
Gerges hebt außerdem hervor, daß ‚Top-down‘-Normalisierung nicht dauerhaft funktionieren wird. Die einzige, wirklich dauerhafte Sicherheit für Israel entsteht nur durch die Beendigung der Besatzung, der Zulassung der Selbstbestimmung Palästinas und einer partner- und nachbarschaftlichen Verbindung (statt Feindschaft) Israels mit Palästina. Sie kann nicht hergestellt werden durch ’fake-normalization‘ … wie sie scheinbar bisher bearbeitet und verhandelt worden sei.
Diese Meinung wird auch auf israelischer Seite von sehr vielen Politikern, Offizieren und Bürgern vertreten.
Die Autonomiebehörde mit dem korrupten Abbas als Präsident, hat abgewirtschaftet. Mehrere in Abständen unter den Palästinensern durchgeführte Befragungen zeigen, daß wegen mangelnder Akzeptanz der Autonomiebehörde …
… Hamas-Vertreter an zweiter Stelle mit um die 30 % Zustimmung (Achtung, das war vor dem 07.10.23!) liegen würden und der inhaftierte Marwan Barghouti über 50% Zustimmung bekäme, wenn er zur Wahl stünde.
Es müssen also zuerst in israelischen Gefängnissen seit vielen Jahren einsitzende Prominente der palästinensischen Elite amnestiert werden. Ganz besonders Marwan Barghouti (wie Mandela zuerst Freiheitskämpfer, dann als Terrorist 27 Jahre inhaftiert), den ich in einem früheren Blog erwähnt habe. Dazu braucht es auf israelischer Seite einen Frederik W.de Klerk …
Tom Friedman, NYTimes, kommentiert 20.01.nach seinen Treffen in Davos, auch mit Antony Blinken: „Um den Israelis die Ernsthaftigkeit der Idee (2-Staaten) klarzumachen, sagte der saudi-arabische Außenminister, Prinz Faisal bin Farhan, am Dienstag in Davos, dass Saudi-Arabien ‚mit Sicherheit‘ bereit wäre, die Beziehungen zu Israel zu normalisieren, wenn Israel und die Palästinenser eine Einigung erzielen würden, die mit ‚einem palästinensischen Staat‘ abschließen.
„Wer auch immer über den Tag nach Netanjahu spricht“, sagte Netanyahu in der letzten Woche nach Telefonat mit Biden und Verlautbarungen von Antony Blinken (*), „spricht im Wesentlichen über die Errichtung eines palästinensischen Staates mit der Palästinensischen Behörde“.
(*) Sohn amerikanischer Eltern jüdischen Glaubens
Netanyahu lehnt das ab.
Also wird es wohl mit Netanyahu als Premier keine Verhandlungen mit dem Ziel einer 2-Staaten-Lösung geben.
Aber ohne …
Am 20.Januar veröffentlichte die Jpost die gerade veröffentlichte Umfrage:
National Unity von Minister Benny Gantz (re.) 48%, Likud mit Netanyahu 32%, Yesh Atid (etwa“Zukunftspartei“) Yair Lapids ist Zentrumspartei und liegt heute noch hinter dem Likud-Block.
Der Scharfmacher-Verteidigungsminister in Netanyahus Koalition Yoav Galant bekommt sehr hohe Beliebtheitswerte
Israels Mehrheit ist offenbar heute (noch)nicht versöhnungsbereit.
Dafür kann man Empathie empfinden und Verständnis haben. Wer mit Israelis dort und jüdischen Mitmenschen persönliche Erfahrungen machen konnte, wird auch Sympathie haben.
Der aggressive Fanatismus der Palästinenser und Gottes- statt Menschenfreunde (nicht die wohl vorsichtige Mehrheit der Palästinenser), der in allen Berichten von dort gezeigt wird, ist abstoßend und beängstigend und motiviert Solidarisierung mit den Israelis. Mit terroristisch-disponierten Nachbarn möchte man nur bewaffnet und durch sichere Mauern getrennt im gleichen Gebiet leben.
Die säkulare Mehrheit der Israelis ist uns gefühlt näher. Die“andere“Erfahrung mit orthodoxen Juden wirkt eher antipathisch.
Sympathisch sind mir die eher assimilierten Juden mit gleichen gemeinsamen universalistischen Werten und kulturellen Neigungen wie Musik, Literatur und … Humor.
Man muss sich also selbstkritisch mit dem Thema befassen.
Es gibt – wie immer – friedens- und kooperations-, mindestens koexistenzfähige Menschen auf beiden Seiten des Grabens unter den Israelis.
Yair Golan, 61, (siehe mein Blog im Dezember … unverändert mein „Favorit“ für den Top Job in Israel) traf während seines privaten Einsatzes im Massaker-Chaos am 07.Oktober auf den jungen ultraorthodoxen Ersthelfer Meir Spanier, der sich der Kamera zuwandte und sagte:
„Ich möchte, dass Sie das filmen … Ich habe bei der letzten Wahl für [den rechtsradikalen Politiker Itamar] Ben-Gvir gestimmt. Ich wurde durch das Gift angestachelt, das die rechte Öffentlichkeit über die linke Öffentlichkeit goss. Ich habe ihn [Golan] gehasst. Jetzt liebe und bewundere ich ihn. Und es tut mir wirklich leid.“ – JPost.
Golan, ein geborener Versöhner – sowohl für Israelis als auch für die Palästinenser.
Omri Boehm zitiert in seinem Beitrag im Feuilleton von Die Zeit vom 25.Januar diesen Golan:” … den Schalter in Gaza umlegen und … wir sollten keine humanitären Einsätze ermöglichen. Sollen sie doch verhungern …” Was ist mit dem Golan passiert, der in seiner Rede am Holocaust-Gedenktag in 2016 von Beweisen für Vorgänge in der Mitte der israelischen Gesellschaft sprach, die zum Holocaust geführt haben? Es sei diese Rede gewesen, die seine Karriere vorzeitig beendet hatte.
Golan war am 07.Oktober im persönlichen Rettungseinsatz. Die Dinge, die er dort erlebt hat, mögen ihn zu dieser schlimmen Aussage getrieben haben. Vielleicht habe ich mir diesen Helden Golan auch nur als Versöhner gewünscht …
Welche Rolle haben wir Europäer?.
Wir Europäer müssen und können auch an der Ausschaltung der Hamas mitarbeiten. Und wir können und müssen damit in einem zentralen Bereich beginnen: die Finanzierung der Hamas wird nicht nur von Qatar ermöglicht. Die USD 500 Mio., die Qatar bis zum Oktober nachweislich nach Gaza überwiesen hat, wurden von der Hamas – nachweislich zum größten Teil für den Tunnelbau und für Waffen ausgegeben, also nicht für ihre Schutzbefohlenen.
Über viele Jahre konnte sich die Hamas global ein solides Vermögen auch in USA, in Singapoire, Malaysien, Europa und – so Marcus Zydra in der SZ vom 14.01.24 – in Deutschland anlegen. Titel des Zydra-Artikels: “Nehmt der Hamas endlich das Geld weg”.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hamas-geldgeber-deutschland-israel-1.6304990
P.S. (24.01.): nach Fertigstellung des Blogs gelesen und als Ergänzung angeboten: „Der Historiker und Holocaust-Überlebende Saul Friedländer im Gespräch über das Land, das seine Rettung war, und die Schwierigkeit, aus der Geschichte zu lernen.“
Die Zeit, Ausgabe 04/2024, Rubrik: Geschichte. Einen Link habe ich nicht gefunden und schicke gern eine Abschrift des Artikels zu.
P.P.S. (25.01.): Omri Boehm vertritt in seinem Beitrag „Republik für alle“ in der neuen ZEIT (Ausgabe 05/2024) einmal mehr sein Modell des gemeinsamen föderativen Staates für die Juden und die Palästinenser. Die Gründe dafür sind alle richtig. Das Modell hat allerdings heute keine Aussicht, Wirklichkeit zu werden. Die Gründe und ein pro/contra sind Stoff für einen großen faktenbasierten Essay („Versuch“im Wortsinn). Ich würde es mit Edward Said, dem großen palästinensischen Weisen („Orientalismus“), halten, der irgendwann die Zweistaaten-Lösung als Übergangslösung zur Utopie des föderativen Einheitsstaates für beide Völker vorgeschlagen hatte.